Tipps für Au Pairs: Meine Erfahrungen

Ist Au Pair wirklich das Richtige für mich?

Vor etwa einem Jahr habe ich mit meiner Suche auf Au Pair World begonnen. Schon verrückt, was in dieser Zeit alles passiert ist. Jetzt bin ich schon über ein halbes Jahr hier und plane schon meine Rückreise. Irgendwie ist der Gedanke, dass meine Gastfamilie schon bald ein neues Au Pair suchen muss komisch. Sobald ich einen festen Tag habe, an dem ich gehe, wird das so real, auch wenn ich mich auf zuhause freue...
Ich bin damals total ahnungslos daran gegangen. Das Ganze war aucheher eine spontane Entscheidung. Zwar habe ich schon immer überlegt, ins Ausland zu gehen, aber hatte mich dann vorläufig für ein freiwilliges soziales Jahr entschieden. Anfang Januar habe ich danngedacht, ich probiere es jetzt einfach mal und nach zwei Wochen hatte ich schon eine Familie gefunden (die es dann ja später doch nicht geworden ist). In meiner Zeit hier habe ich natürlich selbsterlebt, wie es ist ein Au Pair zu sein, aber auch mit vielen anderen Au Pairs gesprochen und zum Teil positive, aber auch negative Geschichten miterlebt. Ich würd also sagen, dass ich mittlerweileviel Erfahrung mit dem Thema habe, die ich gerne weitergeben würde. Bei mir hat ja zum Glück trotz Ahnungslosigkeit alles ganz gut geklappt, jedoch gibt es viele Dinge, von denen ich denke, dass mansie vorher wissen sollte.
Der Großteil der Leser auf diesem Blog ist zwar zu alt für das Au Pair Programm oder es kommt jetzt nicht mehr in Frage, vielleicht gibt es aber doch den einen oder anderen, den es interessiert oder jemand kennt jemanden, der jemanden kennt, der Au Pair werden will. So läuft das ja manchmal... besonders in einer Kleinstadt.

Wie sollte ein zukünftiges Au Pair sein?
Ich glaube, dass man viele Charaktereigenschaften braucht, die einfach essentiell für diesen Job sind. Mit Kindern spielen können, vielleicht auch fantasievoll oder kreativ zu sein, ist offensichtlich wichtig, mindestens genauso wichtig ist jedoch Offenheit, Höflichkeit und Anpassungsfähigkeit.
Man muss zwangsläufig offen sein, nicht nur im Umgang mit der Familie, sondern auch, wenn man andere Leute trifft. Schüchternheit kann einem das Leben hier ziemlich schwer machen. Ich habe zum Beispiel einige Au Pairs getroffen, die einfach nicht reden wollten und das funktioniert nicht. So kann man keine Freundschaften aufbauen und wird auf lange Zeit gesehen ziemlich einsam. 
Was die Familie angeht sollte man höflich und respektvoll sein. Das klingt eigentlich ziemlich selbstverständlich, tatsächlich habe ich aber von anderen Au Pairs und auch meiner Gastmutter ziemlich schlimme Geschichten gehört, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.
Anpassungsfähigkeit hilft einem besonders in den ersten Wochen. Es ist ein neuer Tagesablauf, ein neues Haus, eine neue Kultur... Wenn man eine schnelle Auffassungsgabe besitzt, ist es auf jeden Fall von Vorteil, denn es gibt wirklich viel zu lernen am Anfang. Man muss das neue Umfeld einfach akzeptieren und darf auf keinen Fall den Fehler machen alles mit Zuhause zu vergleichen.
Das Thema Zuhause ist auch sehr wichtig. Ich war überrascht, wie viele doch starkes Heimweh hatten und früher nach Hause gefahren sind oder teilweise einfach eine sehr schwere Zeit hatten. Sollte man jemand sein, der leicht zu Heimweh neigt, wird es wahrscheinlich nicht funktionieren und das ist am Ende weder für einen selbst, noch für die Gastfamilie eine schöne Situation. Ich wusste von mir, dass ich kein besonders emotionaler Mensch bin und daher eher weniger Probleme mit Heimweh haben werde. Um ehrlich zu sein, hatte aber auch ich einige Tage, an denen ich lieber Zuhause gewesen wäre und wo ich meine Familie und Freunde vermisst habe. So wird es wahrscheinlich jedem irgendwann gehen und man muss einen Weg finden, damit am besten umzugehen.

Was sollte man bei den Gastfamilien beachten?
Wichtig ist erstmal der erste Eindruck. Teilweise hat man bei einigen Familien schon beim Angucken der Bilder ein komisches Gefühl, besonders wenn man bei Facebook oder Au Pair World guckt. Ich meine nicht, dass man komplett nach den Bildern urteilen sollte, aber Bilder sagen eben doch viel aus. Wenn man sich mal ein paar Profile anguckt, weiß man, was ich meine. 
Außerdem sollte man die Rahmenbedingungen checken. Ich kenne ein Au Pair, die das Badezimmer der Eltern putzen muss und das ist definitiv nicht ihre Aufgabe. Wenn man sowas also irgendwo liest oder es erwähnt wird, sollte man die Hände von der Familie lassen (es sei denn, man hat Lust darauf oder bekommt mehr Geld dafür). Allgemein sollte man vorher genau mit der Familie über die Aufgaben sprechen, es gibt Familien, die das Au Pair nur zur Kinderbetreuung brauchen, andere wollen viel Hilfe im Haushalt. Darüber sollte man sich im Klaren sein, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Im Zweifelsfall immer Fragen stellen, da darf man nicht schüchtern sein! Bei größeren Themen darf man die Familie immer nach einem Skype Gespräch fragen. Ich habe von vielen Au Pairs gehört, dass sie Angst hatten oder zu schüchtern waren ihre Familie nach einem Gespräch zu fragen, weil sie nicht stören wollten oder die Familie zu beschäftigt war. Wenn eine Familie sich nicht genügend Zeit für einen nimmt, ist es einfach nicht die richtige Familie. Es ist eine wichtige Sache für beide Parteien und da muss man einfach Zeit investieren.
Am besten ist es natürlich, wenn man beim ersten Gespräch gleich das Gefühl hat, dass man auf einer Wellenlänge ist, sich nett unterhalten kann und sich insgesamt wohlfühlt. Ich denke, dass man sich da gerne vom Bauchgefühl leiten lassen kann. Beim ersten Gespräch mit meiner Gastmutter haben wir verhältnismäßig wenig über die Formalitäten geredet, sondern über alles mögliche gequatscht und das hat mir das Gefühl gegeben, dass es passt. Bei anderen Familien fühlte es sich dagegen an wie ein Verhör, weil sie ganz viele Fragen gestellt haben (was man ja verstehen kann), da muss einfach gucken, ob die Chemie stimmt.

Der richtige Ort:
Man sollte natürlich nicht alles von seinem Wunschort abhängig machen, sondern auch ein bisschen flexibel sein. Andererseits denke ich, dass man einige Dinge beachten muss.
Bei der Auswahl des Landes muss man natürlich auf die Sprache gucken. Ist die Sprache gut genug? Fühle ich mich wohl beim Sprechen der Sprache? Ich habe Au Pairs getroffen, die sich einfach geweigert haben Englisch zu reden. Tja, dann ist man hier einfach im falschen Land...
Bei der Region muss man überlegen, was am besten für einen ist. Stadt oder Land? Meer oder Berge? Letztendlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Jedoch muss man wissen, dass es auf dem Land durchaus sein kann, dass man kaum andere Au Pairs findet und sich alleine so ziemlich am Arsch befindet. Von dieser Situation habe ich gehört und dem Au Pair ging es dadurch wirklich schlecht. Da sind Großstädte wie London einfach besser, weil es soo viele Gleichgesinnte in der Nähe sind und das Angebot an Veranstaltungen etc viel größer ist.


Ich hoffe, dass ich vielleicht irgendjemandem da draußen helfen konnte. Auch wenn es viel zu beachten und zu organisieren gibt, kann ich Au Pair sein total empfehlen. Es ist eine Erfahrung, die man sonst vielleicht nie wieder machen kann. Man lernt neue Menschen und eine neue Kultur kennen, kann reisen und tolle Sehenswürdigkeiten sehen. Und es prägt einen selbst und macht einen auf jeden Fall reifer. Die perfekte Vorbereitung auf das spätere Leben. Man lernt viel über Haushalt und Kinder, aber auch wie es ist, auf sich alleine gestellt zu sein und das Zuhause zu verlassen. 

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